Emotionen in der Führung: Eine Notwendigkeit für den modernen Arbeitsplatz

Urs Merkel
March 31, 2024

In der heutigen schnelllebigen und dynamischen Arbeitswelt wird oft übersehen, dass hinter jeder Entscheidung, jeder Handlung und Interaktion Emotionen stehen. Lange Zeit galt die Maxime, dass Emotionen am Arbeitsplatz nichts zu suchen haben. Doch diese Auffassung wandelt sich zunehmend. In diesem Artikel beleuchten wir die Bedeutung von Emotionen in der Führung, warum es wichtig ist, ihnen Raum zu geben, und wie Führungskräfte ihre emotionale Intelligenz nutzen können, um ein gesundes und produktives Arbeitsumfeld zu schaffen.

Emotionen am Arbeitsplatz: Mehr als nur Befindlichkeiten

Der erste Schritt in der emotionalen Führung besteht darin, das Missverständnis zu entkräften, dass Emotionen lediglich persönliche Befindlichkeiten darstellen und am Arbeitsplatz keinen Platz haben. Diese Auffassung ignoriert, dass Emotionen grundlegende menschliche Reaktionen sind, die wichtige Informationen über unser Wohlbefinden, unsere Bedürfnisse und Motivationen liefern. Emotionen wie Wertschätzung, Anerkennung und das Bedürfnis, gesehen und verstanden zu werden, spielen eine zentrale Rolle in der Mitarbeitendenmotivation und -bindung. Ebenso kann das Zulassen von Trauer oder Frustration in schwierigen Zeiten zeigen, dass das Unternehmen eine unterstützende und mitfühlende Kultur pflegt.

Purpose und emotionales Engagement

Ein starkes Gefühl von Purpose oder Sinnhaftigkeit in der Arbeit kann nicht ohne emotionale Verbindung entstehen. Beziehungsweise entsteht die Sinnhaftigkeit auch durch die emotionale Verbundenheit zu einer Vision oder Mission. Mitarbeitende, die eine tiefe emotionale Bindung zu den Werten und Zielen ihres Unternehmens aufbauen, zeigen ein höheres Engagement und eine größere Einsatzbereitschaft. Dieses "Emotional Commitment" führt nicht nur zu einer höheren Arbeitszufriedenheit, sondern auch zu besseren Leistungen. Führungskräfte sollten daher nicht nur den Unternehmenszweck klar kommunizieren, sondern auch aktiv Wege fördern, auf denen Mitarbeitende sich persönlich mit diesem Zweck identifizieren und verbinden können.

Die Praxis emotionaler Führung

Emotionale Führung erfordert von Führungskräften, ihre eigene emotionale Intelligenz zu entwickeln und einzusetzen. Dies bedeutet, in der Lage zu sein, die eigenen Emotionen und die Emotionen anderer wahrzunehmen, zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren. Ein Weg, dies zu erreichen, ist durch aktives Zuhören und konkretes Nachfragen in alltäglichen Situationen. Eine solche empathische Haltung sollte jedoch nicht einseitig sein; es ist entscheidend, dass Empathie in beide Richtungen gelebt wird, sowohl von Führungskräften zu Mitarbeitenden als auch umgekehrt.

Abschluss und Handlungsempfehlungen

Die Anerkennung und Integration von Emotionen am Arbeitsplatz ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen fortschrittlicher und effektiver Führung. Um eine Kultur zu schaffen, in der Emotionen ihren verdienten Platz haben, sollten Führungskräfte:

  1. Aktiv eine offene und unterstützende Kommunikationskultur fördern, in der Mitarbeitende sich sicher fühlen, ihre Emotionen auszudrücken.
  2. Regelmäßig Feedback-Sessions abhalten, um emotionale Bedürfnisse und Anliegen zu erkennen und anzusprechen.
  3. Schulungen und Workshops zur emotionalen Intelligenz anbieten, um das Bewusstsein und die Fähigkeiten sowohl der Führungskräfte als auch der Mitarbeitenden zu verbessern.
  4. Den Unternehmenszweck klar definieren und Wege aufzeigen, wie jeder Einzelne zu diesem Zweck beitragen und sich damit verbinden kann.
  5. Eine Kultur kontinuierlich entwickeln. Immer wieder zu beleuchten, durch Inklusion der Mitarbeitenden, was sind unsere aktuellen Werte, Verhaltensprinzipien und wofür stehen wir nach innen und außen.
Urs Merkel
November 7, 2024